Lerne mehr über Hopfen und wie du ihn am besten nutzt!
Geschätze Lesezeit: 5 Minuten
Das Hopfen für mehr als nur die Bitterkeit im Bier verantwortlich ist, wissen wir schon länger. Doch erst seit Aufkommen der Craftbeer- Szene in den USA, bekommen auch neuere Aromasorten mehr Aufmerksamkeit. Lerne in diesem Blog Artikel, warum Hopfen dein Bier bitter und fruchtig machen kann und kreiere mit dem Wissen spannende Rezepte!
Hopfen das Naturprodukt
Hopfen ist nicht gleich Hopfen. Als Naturprodukt unterliegt die Ernte den Klimatischen Bedingungen des jeweiligen Erntejahres und ist auch standortabhänging.
„Die Ausprägung des Hopfenaromas im Bier hängt sehr stark von der Herkunft des Hopfens ab“ (Rakete 2014). Diesen Satz findet man in der Literatur immer wieder. Wie auch beim Wein, ist das Terroir, also unter anderem der Boden, das Klima, der Standort und die Pflanzendichte, sehr entscheidend für das Aromaprofil des Hopfens.
So sieht man im Hopp Harvest Guide, bereitgestellt von BarthHaas, z.B. bei der Hopfensorte Cascade deutliche Geschmacksunterschiede in Abhängigkeit von der Herkunft. Während die Sorte im Anbaugebiet der USA mit einem Aromaprofil von dunklen Beeren auftritt, weist die Ernte aus Australien einen Geschmack von süßen Früchten und fruchtiger Schärfe und in Deutschland ein zitronig-birniges Aroma auf.
Aufbau der Hopfendolde
Um die Hintergründe der verschiedenen Hopfensorten besser zu verstehen, schauen wir uns zuerst die Hopfendolde genauer an.
Nur der weibliche Hopfen ist für die Brauer: innen relevant, da nur die weibliche Form, die für Bitter- und Aromastoffe, wichtigen Lupulindrüsen ausbildet. Diese Drüsen befinden sich am Mittelstrang der Hopfendolde und entstehen während der Hopfenreife in Form von Bechern, in denen ätherische Öle und Harze hineinsekretiert werden. Dieser Becher überzieht sich dann mit einer Membran, um zu verhindern, dass das gesammelte Sekret wieder auslaufen kann.
In Ihnen sind die wertgebenden Harze und Öle, welche für die Bittere und einen Großteil der Aromatik im Bier verantwortlich sind.
Durch die äußeren Blätter der Hopfendolde werden diese Becher geschützt.
So wird auch der Vorteil von Hopfenpellets gegenüber ganzen Hopfendolden deutlich. Hopfenpellets sind nämlich nichts anderes als zerkleinerte und dann gepresste Hopfendolden. Somit werden die Harze und Öle gleichmäßig im Pellet verteilt und können beim Bier brauen effektiver genutzt werden.
Wertgebende Inhaltsstoffe
Die Harze des Hopfens lassen sich in Hart- und Weichharze unterteilen.
Dabei sind für Brauer: innen nur die Weichharze interessant, da hier die Alpha- und Beta-Säuren des Hopfens enthalten sind. Während die Beta-Säuren auch in sehr geringem Maße zur Bitterkeit beitragen, sind es vor allem die Alpha-Säuren, die Bittere ins Bier bringen.
Dafür müssen sie isomerisiert, also umgewandelt, werden. Denn nur die Iso-Alpha Säure, die während des Kochens aus Alpha-Säure entsteht, ist bitter. Dazu später mehr unter „Hopfengabe Kochung“.
Unter den Hopfenölen sind etwa 400 aromaaktive Verbindungen bekannt. Die Geschmacksmöglichkeiten sind also breit gefächert.
Vor allem zwei Terpenalkohole sind hier besonders hervorzuheben. Linalool und Geraniol können durch Ihre hohe Löslichkeit, sowohl bei Hopfengaben im Whirlpool, als auch im Kaltbereich großen Einfluss auf die Hopfen Aromatik im Bier haben. Beide Verbindungen weisen ein blumig zitrusartiges Aroma auf. Linalool riecht süßlich und erinnert an Lavendel und Bergamotte. Geraniol weist einen geranienartigen und zitronigen Geruch auf. Die Dominanz der beiden Verbindungen liegt an ihrem niedrigen Geruchs- und Geschmacksschwellenwert.
Auf der Internetseite von Barth Haas kann die Aromaausprägungen der einzelnen Hopfensorten unter „Hopfenprodukte“ betrachtet werden.
Klassifizierung der Hopfensorten
Allgemein wird der Hopfen für Brauzwecke in Bitterhopfen und Aromahopfen unterschieden. Ersterer weist meistens mehr als 10% Alpha-Säure auf, letzterer verfügt über komplexere Hopfenöle und liegt meistens unter 10% Alpha-Säure.
Dabei definiert sich die Sorteneinteilung eher über das Einsatzziel im Brauprozess, als über die Inhaltsstoffe, da alle Hopfensorten unvermeidlich sowohl Bitter- als auch Aromastoffe beitragen.
Aromahopfen
Hopfensorten, die vornehmlich als Aromahopfen klassifiziert und genutzt werden, weisen einen geringeren Anteil an Alpha-Säuren von unter 10% der Gesamt-Alphasäure und einen zumeist hohen Ölgehalt auf.
Beispiele für diese Sorten ist der mittlerweile sehr bekannte Vertreter Citra, oder die Sorten Cascade und Centennial. Sie werden vornehmlich mit einem angenehmen Aroma und der erwähnten geringen Bittere beschrieben.
Bitterhopfen
In den letzten Jahren haben Hochalphasorten zunehmend Marktbedeutung erlangt. Zu diesen Hochalphasorten zählen beispielsweise die Sorten Nugget, Herkules und Hallertauer Taurus. Diese zeichnen sich durch Alphasäuregehalte von inzwischen, wie im Falle des Hüller Polaris Hopfen, bis zu 22% aus.
Wie der Name vermuten lässt, werden diese Hopfensorten aufgrund ihres hohen Gehaltes an Alpha-Säuren, vornehmlich zum Beginn des Kochvorgangs und damit zur Bitterung des Bieres eingesetzt.
Zeitpunkt der Hopfengabe und deren Auswirkungen
Die Zugabe von Hopfen kann je nach beabsichtigter Wirkung an verschiedenen Stellen der Bierherstellung erfolgen und unterschiedliche Auswirkungen auf die Ausbeute an Bitter- und Aromastoffen haben.
„Wenn Hopfen 60 bis 90 Minuten gekocht wird, werden seine leicht flüchtigen ätherischen Öle so gut wie vollständig ausgetrieben“ (Nottebohm 2020). Der Zeitpunkt, wann die Hopfengabe während des Kochens erfolgt, ist also ausschlaggebend.
Hopfengabe Kochung
Am Anfang des Kochens erfolgt meist der Hauptteil der Hopfengabe mit Bitter/Hochalphasorten, um die durch die Iso-Alpha-Säure hervorgerufene Bittere im Bier zu erzielen.
Die Isomerisierung der unlöslichen Alpha-Säure in lösliche Iso-Alpha-Säure erfolgt verhältnismäßig langsam. Nach 10 Minuten sind ca. 10%, nach 30 Minuten ca. ein Viertel und nach 60 Minuten ca. ein Drittel der Alphasäure in Bittere Iso-Alpha-Säure umgewandelt. Der Großteil der Alpha-Säure verbleibt damit unisomerisiert in der Würze. Eine längere Kochzeit bringt dabei keine Nennenswerte Erhöhung der Bittere, sondern nur negativ zu bewertende Parameter, wie die Erhöhung der Wärmebelastung und das zu hohe Ausscheiden von koagulierbaren Eiweißen. Diese führen unter anderem zu Trübungen.
Wie der Name vermuten lässt, sind Bitterhopfen wie Taurus oder Herkules vorrangig zum Einstellen der Bittere des Bieres einzusetzen. Der Zeitpunkt der Hopfengabe entscheidet beim Kochen über das Bitterpotenzial.
Lerne hier mehr über die Hintergründe zum Würze Kochen.
Hopfengabe Whirlpool
Beim Bier brauen wird die Hopfengabe im Whirlpool typischerweise mit Aromahopfensorten durchgeführt. Es empfiehlt sich, diese Gabe bei einer Temperatur von etwa 80 °C hinzuzufügen, da die flüchtigen Aromastoffe der Hopfenöle bei dieser Temperatur nicht mehr so stark verdampfen und die Alpha-Säure nicht mehr bis kaum in Iso-Alpha-Säure umgewandelt wird.
Dadurch hat die Hopfengabe kaum bis keinen Einfluss auf die empfundene Bitterkeit des Bieres. Dabei kann es allerdings passieren, dass die Whirlpoolfunktion abgeschwächt wird und somit mehr Heißtrub in die Gärung gelangt, was zu einer kratzigen Bittere im Bier führen kann.
Mit Hopfengaben während des Whirlpools kann man gezielt die Aromaöle des Hopfens lösen, ohne dabei das Bier wirklich bitterer zu machen.
Lerne hier mehr über den Whirlpooleffekt nach dem Kochen der Würze.
Hopfengabe im Kaltbereich
Unter Kalthopfung (Hopfenstopfen/Dry Hopping) versteht man die Zugabe von Hopfen während der Lagerung vom Bier.
Bei der Kalthopfung verwendet man vorzugsweise Aromahopfen mit dem Hintergrund, dass die flüchtigen Aromastoffe der ätherischen Öle nicht mehr ausgetrieben werden und stattdessen das Aromaprofil des Bieres wesentlich beeinflussen können.
Die Zugabe des Hopfens erfolgt während der Lagerung des Bieres, da die Hopfenöle durch den während der Gärung entstandenen Alkohol in Lösung gehen.
Eine Zugabe des Hopfens während der Gärung selbst birgt viele Probleme mit sich, wie das Mitreißen der flüchtigen Aromastoffe durch die aufsteigenden Gärgase, womit Aromaverlust einhergeht. Des Weiteren können Hopfengaben während der Hauptgärung zu stockenden Gärungen oder Infektion der Würze führen, da noch nicht genügend Alkohol als „Schutzschild“ gegen Bakterien aufgebaut wurde.
Die Hopfengabe im Kaltbereich, also während der Lagerung des Bieres, eignet sich hervorragend, um die Aromaöle des Hopfens schonend ins Bier einzubringen. Diese Art der Hopfengabe findet man in vielen Fruchtigen Bierstilen wie IPA´s oder Session- Bieren wieder. Besonders beliebte Sorten zum Hopfenstopfen sind zum Beispiel Citra, Simcoe oder Galaxy. Diese bringen Aromen von Citrus, tropischen Früchten und roten Beeren ins Bier.
- Jan Dubenkropp